Motorradrennen sind beliebte Live-Sportevents und werden von vielen Menschen vor dem Fernseher verfolgt. Dabei war man bisher immer an das Hauptsignal des jeweiligen Senders gebunden. Mit NativeWaves lässt sich das Rennen künftig aus der persönlich bevorzugten Perspektive genießen.

Startups

Oft versammelt man sich mit Familie und Freunden vor dem Fernseher, um das gemeinsame Lieblingsteam oder den favorisierten Fahrer anzufeuern. Blöd nur, wenn die Freundin über die Hauptkamera alle Fahrer verfolgen möchte, der Bruder seinen Lieblingsfahrer und man selbst einen anderen Fahrer. Was tun?

Perspektivenwechsel

„Unser Ziel ist es definitiv, persönliches Entertainment auch zuhause zu ermöglichen“, so Christof Haslauer, Gründer und CEO von NativeWaves. Auf dem Fernseher verfolgt man gemeinsam das Hauptsignal und auf dem Smartphone oder Tablet die gewünschte Kameraeinstellung. Das zusätzliche Bild läuft immer über die App des Broadcasters, dem NativeWaves ihre Technologie zur Verfügung stellt. Kein Problem also, mit dem Lieblingsfahrer „mitzufahren.“

Wie funktioniert’s?

Die Bedienung der App an sich ist sehr einfach. Man sitzt vorm Fernseher, öffnet sie und klickt auf Start. Danach hört die App ca. fünf Sekunden zu, erkennt das Event und bietet eine Auswahl der Kameras vor Ort an. Man selbst muss sich nur noch für die gewünschte Perspektive entscheiden.

Das Besondere: Die App synchronisiert sich ohne Bruch mit der Audiospur des Fernsehers. Ton und Bild verlaufen somit nicht nur gleichzeitig, sondern sogar lippensynchron. „Unser System erlaubt es, 1:1 mit dem Broadcaster zusammenzuarbeiten und lässt sich überall dort anwenden, wo es Kameras gibt“, erklärt Christof. Zudem ergibt sich für die Broadcaster der Vorteil, keine Kamerabilder mehr verwerfen zu müssen. Im klassischen Fernsehen kann von den vielen Kamerapositionen immer nur eine angezeigt werden. Mit NativeWaves kann der Broadcaster auch die bisher ungenutzten Perspektiven anbieten.

Mit NativeWaves können verschiedene Kameraperspektiven angesehen werden.

Damals bis Heute

Die ursprüngliche Idee

Angefangen hat alles eigentlich ganz anders. Christof schaut mit seinem Mitgründer Oliver Dumböck gerne Filme in der Originalfassung. Die werden im Kino allerdings eher selten angeboten. Zudem kam, dass Filmabende mit ihrem multilingualen Freundeskreis, ebenfalls immer eine Herausforderung waren. Ihre Lösung: Die Entwicklung einer Smartphone-App die es ermöglicht, jeden Film in der gewünschten Sprache anzusehen. Beim Filmabend mit Freunden oder im Kino setzt man sich einfach Kopfhörer auf, jede Person wählt auf ihrem Handy die bevorzugte Sprache und synchronisiert die App mit dem Film. Ihr Wissen stützen die beiden Masterabsolventen dabei auf ihr Studium „Informationstechnik- und Systemmanagement„ an der FH Salzburg.

2016 bis Sommer 2017: Teilnahme an der Startup Salzburg Factory und Gründung

Mit der Teilnahme an der Startup Salzburg Factory 2016 gründeten Christof und Oliver NativeWaves. In der Factory haben sie gemeinsam mit ihrem Mentor Fritz Deininger an der Umsetzung ihrer Synchronisationsidee für Kinofilme gefeilt – inklusive Geschäftsmodell, Business Case und Marktanalysen. „In der Factory haben wir alles gelernt, was man fürs Startup-Leben braucht. Darunter auch Dinge wie Marken- und Patentrechte“, sagt Christof über die Teilnahme am Inkubationsprogramm.

Im Sommer 2017 wurden dann erste Gespräche mit Kinoketten in Österreich, Deutschland und in den USA geführt. Das Feedback war positiv und es hat anfangs ganz gut ausgesehen, dass sie NativeWaves in die Kinos bringen. Es gibt jedoch viele Abhängigkeiten, insbesondere von Filmstudios und Contentrechten, und es wurde deutlich, dass viel mehr Zeit benötigt wird, als ursprünglich angenommen. Während die Arbeit an der Markteinführung im Kinobereich weitergeht, hat sich der unmittelbare Fokus des jungen Startups verschoben.

 

Hat meine Idee eine Chance auf dem Markt?

 

Herbst 2017: Neufokussierung auf Live-Events

Seit Herbst 2017 liegt der Fokus von NativeWaves auf Live-Events. Von da an sieht sich das Startup als Technologieprovider für Broadcaster. Dabei bauen sie auf der alten Technologie auf und entwickeln sie weiter: NativeWavess schafft die Audiosynchronisierung mit dem Signal, das gerade geschaut wird. Als zusätzliches Asset können weitere Kameraperspektiven zugeschalten werden. Im Zuge dessen beschäftigen sie sich auch damit, wie man den Zuschauer*innen Daten und Statistiken so anbieten kann, dass sie die bestmögliche Erfahrung aus dem Event mitnehmen. Das erweitert das Erlebnis des Live-Events vor den Bildschirmen zuhause um ein Vielfaches.

2018: technische Entwicklung

2018 waren alle strategischen und inhaltlichen Fragen geklärt. Sie konnten sich nun voll und ganz der Technologie widmen. Das Jahr 2018 war geprägt von der technischen Entwicklung der App, dem Proof of Concept und der Vorbereitung für Launch und mögliche Investments. In dieser Zeit wurde der Kontakt zu den Startup Salzburg Koordinationsstellen gehalten, der bis heute besteht. Von nun an holten sie sich beim FHStartup Center und Innovation Salzburg immer wieder punktuelle Infos. Vor allem brauchten sie nun konkrete Beratung zu Förderungen für Technologie und die Erschließung neuer Märkte.

2019: Investment und Marktstart

Mit Servus TV und dem MotoGP in Spielberg haben NativeWaves einen Broadcaster und ein Live-Event gefunden, bei dem sie ein Pilottesting durchführen konnten. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn es funktioniert“, sagt Christof zufrieden über den erfolgreichen Launch in Spielberg.

Und die Zukunft?

In Zukunft wollen NativeWaves andere Sportarten, andere Länder und andere Broadcaster für sich gewinnen. „Natürlich wollen wir auch unser anfängliches Filmprojekt noch umsetzen. Für die Zukunft ist aber ebenfalls die weltweite Ausdehnung unseres Angebotes für Live-Events und die dazugehörigen Optimierung der Zuschauer-Erfahrung geplant“, berichtet der Gründer.

Oliver Dumböck (links) und Christof Haslauer sind die Gründer von NativeWaves.

Drei Fragen an NativeWaves

Wie seid ihr auf den Namen „NativeWaves“ gekommen?  

NativeWaves: Der Name setzt sich aus den Begriffen „Native“ und „Audiowellen“ zusammen, wobei sich „Native“ auf das native, unveränderte Audio, das für unsere Sync-Lösung verwendet wird, oder auf den „Native Speaker“ im Kino bezieht.

Was unterscheidet euch von anderen Unternehmen?

NativeWaves: Unsere Technologie ermöglicht es Broadcastern von Live-Events, ihren Kundinnen und Kunden ein personalisiertes Zusehererlebnis zu bieten, ohne dass die bestehende Infrastruktur oder die ursprünglichen Inhalte verändert werden müssen. Diese Art der Zuschauerpersonalisierung ist bisher einzigartig.

Welche Tipps könnt ihr an Startups weitergeben?

NativeWaves: Vor allem zu Beginn sind viele Faktoren unklar und man ist gezwungen, Annahmen zu treffen. Allerdings sollte man immer wieder überprüfen, ob diese Annahmen auch richtig sind und sich selbst challengen. Auch der bewusste Einsatz von Mentoren ist wichtig. Hört auf euren Mentor und den Markt, blockiert nicht nach außen! Wenn etwas einmal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat, dann sollte man sich die Frage nach dem Grundproblem stellen, nicht einfach nur Symptombekämpfung betreiben.

(Titelfoto: © Joe Neric on Unsplash | Fotos: © NativeWaves GmbH)

Veröffentlicht am 22. Oktober 2019

Sonnenaufgangsjägern, die Hals über Kopf ins Schreiben verliebt ist. Es fasziniert sie jeden Tag aufs neue, aus Buchstaben Wörter entstehen zu lassen, um damit Geschichten zu erzählen. Wenn sie nicht gerade mitten in einer Schreibmission für Startup Salzburg steckt, findet man sie auf ihrem Technologieblog oder, auch bei Wind und Wetter, in der Natur.

Ähnliche Beiträge