Du und dein Webshop. Das soll harmonieren, das soll passen – wie der Speck zum Ei, wie die Faust auf das Auge. Wir zeigen dir, wie du das schaffst und dich in der Welt der Online-Shops zurechtfindest.

How To

Nehmen wir mal an, heute ist Markttag und du musst dich entscheiden: Gehörst du zu den lauten, die den Besucher:innen mit Witzchen und flotten Sprüchen ihre Ware andrehen wollen? Zu den leisen, die sich den besten Platz gesichert haben, dort, wo man sowieso vorbeigehen muss? Zu denen, die ihren Stand in den Farben des Logos dekoriert haben? Oder gehst du erst gar nicht hin, weil du lieber in deinem eigenen Laden verkaufst? Wir legen das Prinzip um auf die digitale Welt und führen dich an deinen eigenen Online-Shop heran. Damit du deine Produkte authentisch anbieten und verkaufen kannst.

An die Hand nimmt uns Matthias Heimbeck, mit dem wir den goldrichtigen Experten an unserer Seite haben. Er ist der Gründer und CEO von Findologic, einem führenden Anbieter von innovativen Technologien – basierend auf KI (Künstlicher Intelligenz) – für die Optimierung von Webshops. Seine Leidenschaft sind Startups, die er als Business Angel unterstützt. Matthias war auch bei Startup Salzburg schon als Mentor für die Startup Salzburg FACTORY im Einsatz.

Matthias Heimbeck, Gründer und CEO von Findologic, entwickelt führende Software um Webshops nutzerfreundlicher, intuitiver und flexibler zu machen. (© FINDOLOGIC GmbH)

Die Gretchenfrage: Was willst du eigentlich?

Ja, leider solltest du dir darüber im Klaren sein, bevor du einen Webshop einrichtest. Gar nicht so einfach? Dann erstelle am besten ein Worksheet, auf dem du alle wichtigen Faktoren notierst, die du im Vorhinein wissen solltest. Das können sein:

  • Die Entscheidung zwischen Online-Marktplatz vs. eigener Online-Shop vs. einer Mischung aus den beiden. Später mehr dazu.
  • Dein strategischer Ansatz: Wen willst du erreichen, wo kauft deine Zielgruppe ein? Auf was musst du achten, damit du ihren Geschmack triffst und sie ein positives Kauferlebnis haben? Wie wichtig sind die Aspekte eines nachhaltigen Vertriebs, der Corporate Identity bzw. die Individualisierung deines Webshops?
  • Welchen Content brauchst du, um deine Produkte auf einem Webshop zu präsentieren? Musst du dich noch um Fotos oder Texte kümmern?
  • Generell: Stimme alles aufeinander ab. Dein Online-Shop sollte eben auch zu deinem Marketing und deinem Vertrieb passen. Stichwort: Gesamtkonzept.

Und keine Panik, du musst natürlich nicht gleich zu Beginn den richtigen Zugang gefunden haben. Matthias hat uns erzählt, dass man gerade jetzt ausprobieren darf, um überhaupt einmal zu sehen, was gut funktioniert und wie sich die Produkte da draußen in der großen weiten Welt machen: „Viele wollen gleich einen aufwändigen Shop aufziehen, damit sie für die großen Umsätze bereit sind. Das ist viel zu früh, gerade wenn man erst damit beginnt, sein Produkt auf den Markt zu bringen. Was viele nicht wissen ist, dass sogar die ganz großen Player alle zwei bis drei Jahre einen Relaunch ihrer Online-Shops machen.“ Das heißt, du kannst dich in aller Ruhe herantasten, nach ein paar Monaten evaluieren und wenn nötig, alles neu polieren.

Ein Worksheet kann helfen, dir bewusst zu werden, was dein Online-Shop können soll. (© Brands People on Unsplash)

Online-Marktplatz vs. Webshop

Eine der wichtigsten Entscheidungen am Anfang ist aber die, ob du deinen Online-Shop auf deiner eigenen Website einrichtest oder doch auf einen Online-Marktplatz stellst. Wir empfehlen dir hier an die Kosten, an die unterschiedlichen Rahmenbedingungen bzw. Vereinbarungen und – wie schon oben erwähnt – deine Strategie zu denken. Eine kleine Entscheidungshilfe kommt hier in Form von einer guten alten Pro-Contra-Liste:

Der Online-Marktplatz

Stell dir einen Flohmarkt vor – ungefähr so läuft es ab, nur eben digital. Händler:innen bieten ihre Waren an, die Plattformen erhalten für die Vermittlung bei jeder Kauftransaktion eine Provision. Die großen kennt so gut wie jeder (alleine das könnte schon ein Argument sein, sich dafür zu entscheiden – Stichwort Reichweite): Amazon, Zalando, ebay oder Etsy sind einige der Platzhirsche. Jeder dieser Shops grast an einem speziellen Gebiet – du würdest zum Beispiel keine IT-Hardware auf Zalando verkaufen (außer vielleicht, sie lässt sich in Shirts einnähen).

Pro 

  • Es ist praktisch. Du musst dich eigentlich um sehr wenig kümmern, die Infrastruktur ist schon vorhanden – angefangen von der Kaufabwicklung bis hin zum Versand und der Kommunikation. Meistens sind sie auch einfach zu bedienen, du musst also nicht sonderlich IT-affin sein um dich zurechtzufinden.
  • Die Zeitersparnis, die du dadurch hast, kannst du dafür verwenden, dir einen guten Überblick zu verschaffen, wie sich dein Produkt im Vergleich zu anderen macht und ob es sich so wie du geplant hast, gut verkaufen lässt. Ohne finanzielles Risiko, weil hier keine großen Investitionen nötig sind.
  • Die massive Reichweite. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du mit dem Verkauf über Amazon oder Zalando mehr Menschen erreichst als mit deiner eigenen (noch weniger bekannten) Website.

Contra

  • Die Provision. Je nach Marktplatz sind die Abgaben unterschiedlich, meistens richtet sich die Provision nach deinem Umsatz. Du musst in den meisten Fällen auch eine monatliche Gebühr und eine Einrichtungspauschale zahlen.
  • Du wirst keinen allzu großen Spielraum bei der Individualisierung haben. Dein Design muss schlimmstenfalls zuhause bleiben und deine Produkte könnten damit in der Masse untergehen. Was uns zum nächsten Punkt bringt:
  • Die große Konkurrenz. Die große Reichweite kommt nämlich mit dem Druck, dich von anderen Anbieter:innen abheben zu müssen. Das könnte zum Beispiel heißen, deine Preise anzupassen.

Markttag auf Amazon und Co. Welcher Stand ist deiner? (© Gabriella Clare on Unsplash

Der eigene Webshop

Du liebst Kontrolle und willst selbst an allen Schrauben drehen? Dann denkst du bestimmt an einen eigenen Webshop. Die Möglichkeiten sind hier schier endlos, es gibt unzählige Software-Unternehmen, die von simplen Shopsystemen bis zur Profi-Software ein reichhaltiges Sortiment anbieten. Das sind beispielsweise: Shopify, Shopware, WordPress, Jimdo, BigCommerce oder Spryker, um nur ein paar zu nennen. Dabei wird zwischen customized Shop-Plattformen (z.B. Spryker) und Closed-System Shop Plattformen (z.B. Shopify) unterschieden. Wie der Name schon vermuten lässt trennt beide Kategorien das Level der Features. Ersteres bietet ein hohes Maß an individuell programmierbaren Services an, wobei Closed-Systems ihre Limits haben, wenn es um die Individualisierung geht und eher ein Gesamtpaket anbieten.

Es bleibt ein Dickicht, das gar nicht so leicht zu durchkämmen ist. Vielleicht musst du dich aber gar nicht im Detail mit allen Angeboten beschäftigen. Denn: „Als Startup solltest du wirklich die einfachsten Systeme verwenden. Ich würde hier Shopify empfehlen oder wenn du eine Website mit WordPress hast, nutze das Shop-Plugin. Als Einsteiger:in würde ich am Anfang wirklich nichts Komplexeres anfassen. Sonst braucht es auf einmal eine Agentur, Entwicklungsleistungen und dann kostet dich etwas das eigentlich nur 50 Euro kostet, plötzlich 50.000 Euro.“

Pro

  • Individuelle Gestaltung. Vom Design bis zur Kommunikation – du bist der Boss und du entscheidest, wie dein Shop aussieht und wie du mit deinen Käufer:innen kommunizierst.
  • Wenn du den Shop gut machst, steigerst du damit vielleicht auch die Reichweite deiner Website.
  • Ausprobieren. Du kannst einfach mal machen und sehen, was funktioniert und ob deine Kund:innen dein Service und dein Produkt ansprechend finden.

Contra

  • Die Services, die sich hinter einem Shop verstecken – dazu zählt das Design, der Versand, die Transaktionen und die Kommunikation mit den Kund:innen. Kannst du das alles alleine stemmen?
  • Die Reichweite deiner Website ist möglicherweise noch nicht groß genug, um dein Produkt bei einer großen Käuferschaft bekannt zu machen.
  • Ein Webshop braucht viel Platz und führt möglicherweise zu langen Ladezeiten deiner Website. Das heißt, du läufst möglicherweise Gefahr, ungeduldige Käufer:innen zu verlieren.

Zwei Fliegen mit einer… Ja, warum auch nicht? Solltest du dich nicht entscheiden können, gibt es womöglich wenige Gründe die gegen eine Mischung aus beiden Optionen sprechen: Dein eigener kleiner Shop auf deiner Website und ein Vertrieb auf einem großen Marktplatz.

Zum Schluss haben wir den Online-Shop Experten noch gefragt, was für ihn einen erstklassigen Webshop auszeichnet: „Ganz einfach, wenn du als User:in ein cooles Erlebnis hast. Das fängt schon an, wenn du hinkommst und der Shop hilft, dass du genau das findest was du willst. Aber auch der Service, den du erlebst ist sehr wichtig. Ob E-Mails nett geschrieben sind und zum Gesamtkonzept des Stores passen. Wenn es ein nachhaltiger Store ist, dass keine 20 Verpackungen in Plastik ankommen. Die Experience muss positiv sein, dann haut es dich um, dann ist der Shop gut.“

Wir wünschen gutes Gelingen und falls du dich partout nicht entscheiden kannst, haben wir auch dafür ein paar Anregungen

(Copyright Titelbild: © Blake Wisz on Unsplash)

Veröffentlicht am 8. September 2021

Auf Schreibwiesen laufend, wie in Sound of Music, nur eben anders. Nach Wien kam London dann Salzburg und jetzt wieder Wien. Mit Salzburg im Herzen hört sie sich nun weiterhin im Einsatz für Startup Salzburg nach spannenden Geschichten und Menschen um.

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