Am 25.11.2020 ging die letzte große Veranstaltung dieses Jahres über die virtuelle Bühne. Unter dem Motto „from seed to scaleup“ haben Gründer ihre Erfolgsgeschichten mit uns geteilt und mit Expert*innen aus dem Startup-Ökosystem diskutiert.

Ecosystem

But first things first: Startups durchlaufen unterschiedliche Phasen auf den Weg zu neuen Produkten, bei der Markt-Eroberung bis hin zum internationalen Wachstum. Die Seed-Phase ist die Planungsphase, man hat bereits eine Geschäftsidee und eine Vorstellung über die Zielgruppe, entwickelt ein Geschäftsmodell und macht eine Marktanalyse. Die Startup-Phase ist die Gründungsphase. Man baut sein Unternehmen auf, inklusive Vertrieb und Markteinführung. Im Idealfall – schließlich sind innovative Gründungen auf Skalierung ausgerichtet – entwickelt sich das Startup zu einem Scaleup weiter. Das bedeutet, dass es am bestehenden Markt schnell wächst und auch neue Märkte erobert. Beim Homecoming Startups Event standen drei (Jung-)Unternehmen exemplarisch für die drei Phasen auf der Bühne: VIABIRDS Technologies in der Seed-Phase, Barkinsulation als Startup und Adverity als Scaleup. Sie erzählten von ihren jeweiligen Herausforderungen und Chancen.

Feedback annehmen und sich weiterentwickeln

VIABIRDS Technologies machten den Anfang. In der Seed-Phase befindlich erzählten die Gründer Alexander Planitzer und Martin Macheiner, wie aus einem Post-it ein Unternehmen entstand. Das Technologieunternehmen aus dem Lungau baut ein eCommerce-System für Menschen in Bewegung auf. Pendler*innen kaufen online im flyby-Shop ein, geliefert wird an eine flyby-Station, die an einem verkehrstechnisch guten Knotenpunkt liegt. Die Pendler*innen holen den Einkauf bequem auf dem Heimweg ab. Die Idee dazu hatten sie auf dem Creators Camp des Biosphere Lab Lungau. Auf dem Post-it stand übrigens „Stau als Chance“.

Beim Creators Camp haben sie für ihre Idee schon viel Feedback bekommen – positives wie negatives. Damals wollten sie die Einkäufe noch mit Drohnen liefern lassen. Diese Idee haben sie der Asfinag vorgestellt, die die Autobahnen betreut. „Der Termin war eine vollkommene Katastrophe, aber die Idee von eCommerce für Pendler*innen hat uns nicht losgelassen“, sagte Gründer Alexander bei der Veranstaltung. Sie haben sich das negative Feedback zu Herzen genommen, ihre Idee hinterfragt und von da an ständig weiterentwickelt. Martin beschreibt es so: „Es ist harte Arbeit, aber ich freue mich auf jeden Montag, weil ich da wieder durchstarten und an meinen Ideen arbeiten kann.“ Heute betreiben VIABIRDS mit dem Wirtschaftsverein Tamsweg das erste Lungauer Online-Kaufhaus. Die Drohnen-Idee ist übrigens nicht gestorben, wird aber erst in ein paar Jahren wieder aufgenommen.

Was der Markt will, bekommt er auch

Marco Morandini befindet sich mit Barkinsulation in der Startup-Phase. Anschaulich erzählt er von der Entwicklung zum nachhaltigen Startup mit nachhaltigen Produkten. Barkinsulation stellt Produkte aus heimischer Baumrinde her. Genauer gesagt stammt der Naturstoff von Lärchen aus dem Lungau. „Wir benutzen Rinde, weil ein enormes Volumen dieses Rohstoffs vorhanden ist. Außerdem sind die ökologischen und physiologischen Eigenschaften der Rinde relevant für die nächsten Generationen. Deswegen haben wir eine Technologie entwickelt, mit der wir die Bionik [Anm. d. Red.: Bionik ist die Verschmelzung von Biologie und Technik] der Rinde nutzen können“, sagt Marco.

Daraus werden Wein- und Getränkekühler und seit Neuestem auch Thermoboxen hergestellt. Für diese verwenden sie Rinde als Isolationsmaterial. „Das ist ein kompletter Need vom Markt, auf den wir eingegangen sind“, berichtet Marco. „Wir fragen uns immer, wie wir Rohstoffe einsetzen können, die eigentlich noch nicht auf dem Markt sind. Das ist ein Grundgedanke unseres Unternehmens. Am Tag der Veranstaltung hat Barkinsulation das Patent für ihre Thermoboxen aus Baumrinde bekommen. Es ist somit das erste Unternehmen weltweit, das den nachhaltigen Naturstoff Baumrinde zur thermischen Isolation anbietet.

Strukturen für Wachstum früh schaffen

Besonders beeindruckend ist die Geschichte vom Scaleup Adverity. Gründer Martin Brunthaler, der an der FH Salzburg studiert hat, erzählte, wie sein Unternehmen den Weg vom österreichischen Startup zum internationalen Scaleup in nur einem Jahr geschafft hat. Adverity stellt eine Marketing Analytics Plattform für seine Kund*innen zur Verfügung. Und der Kreis der Unternehmen, die auf Adverity setzen, ist ein illustrer: Ikea, Red Bull, Forbes und viele andere Großkaräter sind dabei. Entstanden ist ihre Geschäftsidee, weil sie anfangs selbst nicht gewusst haben, was mit ihren Marketingdaten passiert. So haben sie sich die Plattform zur Auswertung selber geschaffen und eine rasante Entwicklung hingelegt. 2015 haben sie noch gebootstrapped, heute haben sie 210 Mitarbeiter*innen und drei Standorte in Wien, London und New York.

Adverity hat von Anfang an auf Wachstum gesetzt, auch was das eigene Unternehmen betrifft: „Wir haben HR (Human Resources) früh implementiert und auch das Onboarding sehr früh schon strukturiert. Man muss seine Mitarbeiter*innen empowern, denn als Chef muss man nicht alle Entscheidungen selber treffen. Außerdem ist es wichtig, gute Beziehungen zu seinem Team, zu Partner*innen und Kund*innen zu pflegen. Wir sind als Chefs immer ansprechbar. Ich rate, so viel wie möglich zu automatisieren. Auch müssen Marketing und Sales stark zusammenarbeiten“, erzählt Martin über sein Erfolgsrezept.

Das Ökosystem verbindet und vernetzt

In der abschließenden Talkrunde sprachen die drei Homecoming Startups mit den Vertreter*innen des Startup-Ökosystems Martin Kaswurm (Junge Wirtschaft Salzburg und Chaka2), Peter Lasinger (3VC) und Laura Egg (aaia – Austrian Angel Investors Association) über Visionen und Stolpersteine in der Welt innovativer Unternehmen. Moderiert wurde von Startup-Salzburg-Leiter Oliver Wagner (Innovation Salzburg) und FHStartup-Center-Leiterin Natasa Deutinger.

Martin Kaswurm betonte, wie wichtig Visionen und Durchhaltevermögen für junge Unternehmer*innen sind. Laura Egg ging darauf ein, was Business Angels für Startups tun können. Denn hierbei geht es nicht nur um Geld, sondern auch ums Netzwerk: Business Angels bringen notwendige Kontakte ein. „Seid offen für Investor*innen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht in euer Startup passen – sie sind oft erfahrene Unternehmer*innen, die euch vielseitig unterstützen können“, riet sie Gründer*innen.

Für Martin Lasinger ist die wahre Superpower eines Unternehmens ein gutes Gespür für die richtigen Wegbegleiter*innen und Kund*innen. Hierbei ist sich die Talkrunde einig: Als Startup – egal in welcher Phase – braucht man die richtigen Menschen um sich herum. Sei es im Team, als Kund*innen, als Coaches und Mentor*innen oder als Investor*innen. Ein gut vernetztes Ökosystem wie das in Salzburg hilft dabei, die richtigen Personen für die passenden Vorhaben zu verbinden und den Weg zum Startup-Erfolg zu ebnen. Das beweisen die diesjährigen drei Homecoming Startups und auch die vielen anderen Salzburger Gründerinnen und Gründer, die hier nicht genannt wurden.

(Titelbild: Anthony Delanoix on Unsplash)

Veröffentlicht am 4. Dezember 2020

Für Startup Salzburg und Innovation Salzburg ist sie auf der Jagd nach herausragenden Ideen und den Geschichten der Menschen dahinter. Als studierte Archäologin ist sie der Überzeugung, dass man Fortschritt und Innovation nicht aufhalten kann – als Kommunikationsprofi weiß sie, dass man darüber berichten muss.

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