Kulturbewusstsein als Aufgabe des Business Mentoring? Unbedingt! Denn alle Unternehmer*innen sind durch ihre Herkunftskulturen geprägt. Diese Kulturen sind wie die unterschiedlichsten Farben, die zusammen ein Bild ergeben.

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Ihre Herkunftskulturen prägen den kalifornischen VR-Erfinder ebenso wie die chinesische Biotechnologin ebenso wie das Team der deutsch-finnländischen Fintech-Startup-Gründer*innen. Kulturbewusstsein, das ist das Wissen über die kulturellen Anker, die meine eigene Geschäftsperson und die meiner Partner*innen und Mitarbeiter*innen erden. Dieses sensible Wissen ist ein Trumpf in der Hand jedes Gründers und jeder Gründerin. Denn Kulturbewusstsein macht mir einen „Verhaltensschatz“ zugänglich:

  • Ich verstehe, welches emotionale Zuhause mir die gelernten Traditionen, Empfindungen und Weltsichten der Nationen und der Regionen geben, in denen ich aufgewachsen bin.

Business Mentor*innen, die Kulturbewusstsein über ihre eigene Herkunft besitzen, sind deshalb für Mentees wunderbare Kratzbäume, um als Person zu reifen. Denn kulturbewusste Mentor*innen legen den Finger in eine Wunde: die „kulturelle Steifheit“ von Gründerpersönlichkeiten.

Typische Aussagen, die für „kulturelle Steifheit“ in den Verhaltensweisen von Startup-Gründer*innen stehen:

  • Sceptic’s Approach
    Das ist das ein bisschen so tun, als wäre Kultur kein Zukunftsthema: „Wir sind digitale Nomaden, wir sind nirgendwo und überall daheim, wir brauchen keine Kulturduseleien.“
  • Dominator’s Approach
    Das ist das ein bisschen so tun, als könnte man Kultur wie ein Zirkuspferd behandeln: „Wir schaffen eine weltumspannende Technologie-Kultur, die alle kulturellen Widerstände wegsprengt.“
  • Pretender’s Approach
    Das ist das ein bisschen so tun, als wäre man kulturell unglaublich geschmeidig: „Wir haben eine Marke entwickelt, die sich jeder Kultur anpassen kann“.

Innovatives Business Mentoring hat ein Gespür für die Fallen der kulturellen Steifheit und die Kraft, die ein kulturelles Zuhause schafft.

Kulturbewusste Mentor*innen ermutigen Mentees:

  • Zu erforschen, was genau das eigene kulturelle Zuhause ist.
  • Zu entscheiden, welche kulturellen Blockaden sie mit dem eigenen Geschäft überwinden wollen.
  • Zu entscheiden, welche kulturellen Errungenschaften sie unbedingt bewahren wollen.
  • Zu verstehen, welches kulturelle Zuhause die Kund*innen brauchen.

Quick Check: Wo hab ich als Geschäftsperson ein kulturelles Zuhause?

Mit diesem Quick Check kannst du dir eine schnelle Orientierung über dein kulturelles Zuhause verschaffen. Stelle dir dafür einfach folgende Fragen:

  • Welche Traditionen und Gewohnheiten aus den Herkunftskulturen, in denen ich aufgewachsen bin,
  • welche Verhaltensregeln aus der Geschäftsbranche, in der ich arbeite, und
  • welche Verbote und Freiheiten der sozialen Kreise, in denen sich meine Kund*innen aufhalten

formen meine Geschäftsperson?

Merke dir deine Antworten für dein zukünftiges Führungsverhalten in deinem Startup. Sie helfen dir dabei, dich und dein Verhalten zu verorten.

(Foto: Taelynn Christopher on Unsplash)

Inspiration durch Gegensätze

Ich arbeite im Business Mentoring gern mit der Inspiration, die durch gegensätzliche Herkünfte aller Art von Mentee und Mentor*in entstehen. Was den Kulturaustausch während eines Business Mentorings betrifft, bin ich zum Beispiel für meine indischen Mentees als Europäerin eine Herausforderung, weil ich für sie die Liebe zu Kunst und Technologie und nicht nur Genauigkeit repräsentiere. Für die österreichische Startup-Gründerin aus dem Flachgau im Salzburger Land bin ich als Deutsche, die in Metropolen gelebt hat, Anregung, um über Kulturbrüche als gut fürs Geschäft nachzudenken.

Meine Mentoringpraxis zeigt, dass Gründer*innnen, die den Founder Bliss haben und nutzen, überlegt an die interkulturelle Wahl ihrer Mentor*innen herangehen. Deswegen frage ich mehrere meiner Mentees, welche Länder zu ihren Favoriten zählen, wenn sie sich ihre*n Mentor*in aus einer anderen Kultur wählen könnten.

Mentor*innen aus anderen Kulturen

Ich habe Startup-Gründer*innen gefragt, warum sie mit Mentor*innen aus anderen Kulturen zusammenarbeiten möchten. Hier findet ihr (englische) Hörproben der Statements von Elitza Stoilova, der Gründerin von Umni, einem Chatbot-Entwicklungs-Startup aus Bulgarien und Mo Blal, dem Gründer von Caresocius, einer Plattform für internationale Gesundheitsreisen, mit Sitz in Basel, Schweiz.

Mentor*in aus Ruanda gewünscht

Mo Blal will von einem Mentor oder einer Mentorin aus Ruanda lernen. Ruanda ist ein Land, das nach einem Genozid einer ganzen Bevölkerungsgruppe wieder ein Gesundheitswesen aufbaut. Mo hat den Jester Bliss, der spielerische Leichtigkeit und Herzlichkeit ins Geschäftsleben bringt.

 

Mentor*in aus den USA, aus China und Russland gewünscht

Elitza Stoilova erklärt uns, warum Sie gerne mit Mentor*innen aus China, aus den USA und aus Russland in den Ring steigen mag. Elitza hat den Visonary Bliss, der das Tiefgründige und Geheimnisvolle ins Geschäftsleben bringt.

 

 

 

Es lohnt sich, Mentor*innen aus anderen Kulturen zu suchen: So können wir uns immer wieder gegenseitig so manches „Brett vor dem Kopf“ abnehmen, das kultureller Steifheit geschuldet ist.

(Foto: Mike Petrucci on Unsplash)

Abschließend möchte ich ein Zitat nennen, über das wir nachdenken können, wenn es in der aktuellen Covid-19-Pandemie um dringliche, internationale Zusammenarbeit geht. Stimmt diese Idee vom Himmel noch?

„Der Himmel ist, wo die Polizisten Engländer, die Liebhaber Italiener, die Köche Franzosen, die Organisatoren Deutsche und die Financiers Schweizer sind.“ – Willy Meurer (1934-2018) deutsch-kanadischer Kaufmann und Publizist

Hinweis: Informationen und Unterstützung rund um Wirtschaftsbeziehungen außerhalb Österreichs bekommst du bei der Außenwirtschaft Austria. Und selbstverständlich helfen dir die Startup Salzburg Coaches bei der Suche nach den passenden Mentor*innen.

(Titelbild: © RhondaK Native Florida Folk Artist on Unsplash)

Veröffentlicht am 17. April 2020

Patricia von Papstein ist eine Geschäftsfrau, die ausgebildete Klinische- und Organisationspsychologin ist und gleichermaßen Technologie und Kunst liebt. Sie entdeckt und fördert den Founder Bliss in jungen Unternehmen.

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